„Kaguya-hime“ – Eine Geschichte über die Sehnsucht nach einem fernen Himmel!

Die japanische Folklore ist reich an faszinierenden Geschichten und Legenden, die über Jahrhunderte hinweg mündlich überliefert wurden. Viele dieser Erzählungen spiegeln die kulturellen Werte, die sozialen Normen und die religiösen Überzeugungen Japans wider. Eine besonders fesselnde Geschichte aus dem 14. Jahrhundert ist „Kaguya-hime“, die Geschichte einer Prinzessin vom Mond.

„Kaguya-hime“ erzählt die Geschichte eines jungen Holzfällers namens Taketori no Okina, der im Bambuswald ein winziges Mädchen entdeckt, das in einem leuchtenden Glücksbambus sitzt. Da er keine Eltern finden kann, nimmt er das Mädchen mit nach Hause und nennt sie Kaguya-hime (Prinzessin des Glücksbambus).

Kaguya-hime wächst schnell heran und entwickelt sich zu einer Frau von aussergewöhnlicher Schönheit und Intelligenz. Sie fasziniert alle um sie herum mit ihrer Weisheit und ihrem Charme. Doch trotz der Zuneigung, die Taketori für sie empfindet, trägt Kaguya-hime eine tiefe Sehnsucht in sich – eine Sehnsucht nach dem Himmel, ihrem wahren Zuhause.

Die Geschichte entwickelt sich weiter, als Kaguya-hime heranwächst und mit fünf kaiserlichen Prinzen verlobt wird. Doch jedes Mal, wenn ein Prinz ihr die Liebe schwört, weist sie ihn zurück. Die Prinzessin erklärt ihnen, dass sie nicht auf der Erde hingehört, sondern ihre wahre Heimat im Mondreich ist.

Ihre Ablehnung führt zu Frustration bei den Prinzen und einem tiefen Gefühl der Verwirrung bei Taketori. Kaguya-hime selbst kämpft mit ihren Gefühlen: Einerseits fühlt sie sich dankbar für die Liebe und Fürsorge, die sie von Taketori und dem Dorfvolk erfahren hat, andererseits sehnt sie sich nach ihrer Herkunft und den Göttern, die sie einst auf den Himmel beschworen haben.

Schliesslich erfüllt sich Kaguya-himes Sehnsucht. In einer dramatischen Nacht kehrt sie zu ihrem Ursprung zurück. Der Mond erscheint am Firmament und senkt eine leuchtende Leiter herab, die Kaguya-hime hinaufsteigt. Bevor sie verschwindet, hinterlässt sie einen Brief, in dem sie ihre Dankbarkeit für Taketori ausdrückt und ihn um Vergebung bittet für den Schmerz, den ihr Abschied verursacht.

Die Geschichte von „Kaguya-hime“ ist eine wunderschöne und tiefgründige Allegorie. Sie behandelt Themen wie Heimat, Zugehörigkeit, Liebe, Verlust und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Kaguya-hime repräsentiert die Sehnsucht nach einem höheren Wesen, nach einer spirituellen Dimension, die über die irdischen Grenzen hinausgeht.

Die Geschichte kann auf verschiedenen Ebenen interpretiert werden:

• Der Konflikt zwischen Menschlichem und Göttlichem: Kaguya-hime verkörpert das Göttliche, das in den irdischen Rahmen hineingeworfen wird. Ihre Sehnsucht nach dem Himmel repräsentiert den inneren Kampf zwischen irdischen Bedürfnissen und göttlicher Herkunft.
• Die Suche nach Identität: Die Geschichte wirft Fragen nach der Identitätsfindung auf: Wohin gehören wir? Was ist unser Platz in der Welt? Kaguya-hime sucht nach ihrer wahren Zugehörigkeit, sowohl auf der Erde als auch im Himmel.
• Die Kraft der Liebe und des Verzichts: Trotz ihrer göttlichen Natur empfindet Kaguya-hime tiefe Liebe für Taketori und die Menschen um sie herum. Ihr Abschied ist ein Akt des selbstlosen Verzichtes, da sie weiß, dass sie nicht dauerhaft auf der Erde bleiben kann.

„Kaguya-hime“ ist eine zeitlose Geschichte, die auch heute noch relevant ist. Sie regt zum Nachdenken über unsere eigene Identität, unsere Sehnsüchte und unseren Platz in der Welt an. Die wunderschöne Sprache, die poetischen Bilder und die tiefgründige Botschaft machen diese japanische Folklorestory zu einem unvergesslichen literarischen Erlebnis.

Wichtige Figuren:

Die Geschichte von „Kaguya-hime“ ist ein Beispiel für die faszinierende Welt der japanischen Folklore, die uns bis heute mit ihren tiefen Botschaften und poetischen Bildern inspiriert.